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Anno 2009, St. Johanni-Schützenfest: Rede des Präsidenten Jo Bussmann
Liebe St.-Johanni-Schützen, verehrte Gäste !
 
Wir schreiben das Jahr 2009 und damit ein besonderes Jahr für uns alle als Bürger dieser Republik. Sie besteht nunmehr seit 60 Jahren mit einer Verfassung, die die Freiheit und die Menschenwürde eines jeden Einzelnen als oberstes Gebot betrachtet – ja -  sogar gesetzlich verbrieft. Ein Grundgesetz, das unser Bundespräsident Horst Köhler in seiner offiziellen Jubiläumsrede als „Leuchtfeuer der Freiheit“ bezeichnete. Wohl wahr, diese freiheitliche, demokratische Republik mit ihrem Grundgesetz, sie ist seit 60 Jahren – und niemand kann wirklich anderer Meinung sein- eine Erfolgsgeschichte. Eine Erfolgsgeschichte, die seit 20 Jahren gekrönt ist von der wiedererlangten Einheit unseres Vaterlandes.
Doch vergessen wir nicht die Jahre vor der Entstehung dieses Rechtsstaates. Sie waren geprägt von zwei unseligen Weltkriegen, für die genau dieses Land -unser Vaterland- - unser Deutschland verantwortlich war.
 
Verantwortlich für die Zerstörung ganzer Städte und weitreichender Landstriche, ob durch eigene Angriffe oder die Gegenwehr der Angegriffenen. Verantwortlich vor allem aber für die Ermordung von annähernd 60 Millionen Menschen.
Jedem Einzelnen der unvorstellbaren Zahl an Opfern, jedem Einzelnen gehören in dieser Stunde unsere Gedanken.
 
Es gibt durchaus noch viele Zeitzeugen, welche diese dunkle Ära vor Entstehung dieser Republik aus eigenem Erleben kennen.  Aber immer weniger können authentisch berichten über diese Zeit des nationalsozialistischen Verbrechertums unter der Leitung eines wahnsinnigen Chefideologen, eines sogenannten – eines selbsternannten Führers und damit Diktators, dessen Name mir an dieser Stelle noch nicht über die Lippen kam. Das wird auch heute und in Zukunft so sein.
 
Droht aber diese Zeit damit in unserem Bewusstsein zu verblassen, weil immer weniger Zeitzeugen aus eigenem Munde berichten können. Genau das gilt es für alle Zukunft zu verhindern. Auch wir als Bürgervereinigung, als Traditionsverein stehen dafür in der Pflicht.
 
Als Verantwortlicher für eine solche Ansprache des Gedenkens, großteils vor Zuhörern der Nachkriegs-generation und darüber hinaus bis hin zur heutigen Jugend, kann auch ich nur zurückgreifen auf das, was ich darüber gesehen, gehört und vor allem gelesen habe.
 
Was  die millionenfachen Opfer in dieser unsäglichen Zeit vor Ihrem Tod erlebt, gedacht und empfunden haben ist für uns hier fast nicht vorstellbar. Daher erlauben Sie mir, die erschütternden Dokumente zweier Zeitzeugen anzuführen, zweier Zeitzeugen, die Mitten in der Hölle waren.
 
Es handelt sich zum einen um den Publizisten und Politologen Eugen Kogon, der selbst auf Grund seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus sechs Jahre lang Häftling war im Konzentrationslager Buchenwald und zu den wenigen Überlebenden zählte.
Er schreibt über dass Erlebte aus der Hölle von Buchenwald: 
„Wende den Blick zu den Leichenhügeln. Betrachter der Zeitgeschichte halte nur einen Augenblick inne und denke, dieser arme Rest von Fleisch und Bein sei dein Vater, dein Kind, deine Frau, sei der Mensch der dir lieb ist! Dich selbst und deine Allernächsten, an denen dein Herz und dein Sinn hängt, sieh nackt in den Dreck geworfen, gequält, verhungernd, getötet“. 
(Zitat Ende)

Zum anderen möchte ich auszugsweise den Brief eines Soldaten während seines Einsatzes in Stalingrad wiedergeben. Er schreibt an seinen Vater: aus der Hölle von Stalingrad:
„In Stalingrad die Frage nach Gott zu stellen, heißt sie verneinen. Ich muss die das sagen, lieber Vater, und es ist mir doppelt leid darum. Du hast mich erzogen, weil mir die Mutter fehlte und hast mir Gott immer vor die Augen und die Seele gestellt. Und doppelt bedaure ich meine Worte, weil es meine letzten sein werden und ich hiernach keine Worte mehr sprechen kann, die ausgleichen und versöhnen könnten. Du bist Seelsorger, Vater, und man sagt in seinem letzten Brief nur das, was wahr ist oder von dem man glaubt, das es wahr sein könnte. Ich habe Gott gesucht in jedem Trichter, in jedem zerstörten Haus, an jeder Ecke, bei jedem Kameraden, wenn ich in meinem Loch lag. Und ich hab` Gott gesucht am Himmel, aber er zeigte sich nicht, wenn mein Herz nach ihm schrie. Die Häuser waren zerstört, die Kameraden so tapfer oder so feige wie ich. Auf der Erde war Hunger und Mord, vom Himmel kamen Bomben und Feuer, nur Gott war nicht da.
Nein, Vater, es gibt ihn nicht. Wieder schreibe ich es und weiß, dass es entsetzlich ist und von mir nicht wieder gut zu machen. Und wenn es ihn gibt, dann gibt es ihn bei Euch in den Gesangbüchern und Gebeten der Priester, dem Läuten der Glocken und im Duft des Weihrauches, aber in Stalingrad, Vater, in Stalingrad, lieber Vater, gibt es ihn nicht. „
(Zitat Ende)

Hatte dieser junge Mann wirklich Zweifel ? Oder war es pure Verzweiflung in Todesangst ?

Wie verzweifelt muss man sein, um so zu schreiben! Ohne pathetisch zu klingen, aber während unseres Gottesdienstes gerade für die Lebenden und Verstorbenen habe ich an ihn durchaus gedacht.
Die Reihe solcher Berichts- oder Briefpassagen ließe sich endlos fortführen, denn wir haben hier nur von zwei Schicksalen gehört. Weltweit gab es solche und ähnliche  millionenfach.
Beeindruckender –nein – bedrückender, als die eben verlesenen Worte können kaum weitere sein. Es waren zwei deutsche Zeitzeugen, zwei Opfer –aber- es hätten ebenso Kriegsopfer polnischer, russischer, englischer oder niederländischer Herkunft und gleich welchen Glaubens sein können. 
Wir stehen in der Pflicht, dieser annähernd 60 Millionen Menschenopfer aller Nationalitäten stets ehrend zu gedenken. Uns immer bewusst zu sein, dass sie ihr Leben sinnlos und menschenunwürdig verwirken mussten, bevor für uns heute ein Leben in Freiheit möglich wurde. Seit sechzig Jahren ein Leben möglich wurde in Demokratie, ein Leben in dem Freiheit und Menschenwürde gesetzlich verbrieft sind. Lassen wir  die 60 Jahre des Bestehens dieser Republik also nicht nur als Erfolgsgeschichte betrachten sondern auch –und damit richte ich mich insbesondere an unsere Jugend- betrachten wir diese 60 Jahre auch als Geschenk.
Besonders auch für uns St. Johanni Schützen sind diese 60 Jahre ein Geschenk, denn wir feiern in diesem Jahr das 60. Schützenfest nach diesem unsäglichen Krieg.
Auf Initiative unserer Silberschützen haben wir gerade vor zwei Wochen einen Gedenkstein aufgestellt, er steht hier im Stadtpark unweit dieses Ehrenmals. Wir haben ihn am 14. August seiner Bestimmung übergeben, an dem Tag, an dem genau vor sechzig Jahren die Wahlen zum ersten Bundestag dieser Republik stattgefunden haben und er soll erinnern an das erste Nachkriegsschützenfest im Jahr 1949. Das erste Schützenfest nach zehnjähriger Unterbrechung unserer Tradition.
Also durchaus ein freudiges Ereignis – eine freudige Erinnerung. Aber vergessen wir nicht, er steht dort auch nur, weil Krieg war. Dieser 2. Weltkrieg, dieses wohl größte, je geschehene Verbrechen an der Menschheit.
Auch der Gedanke daran wird immer mit diesem Gedenkstein verbunden sein.
Ich wünsche uns allen, dass er Stein des Anstoßes und auch Stolperstein sein wird im besten und positiven Sinne bei jedem Betrachten und bei jedem Vorübergehen. Mag er uns erinnern an 60 Jahre St. Johanni Schützenfest, aber mag er uns auch jederzeit erinnern an die zehn Jahre des Schreckens zuvor.
Wenn wir in diesem Sinne über diesen Gedenkstein stolpern und an ihm Anstoß nehmen, dann erfüllt er in Wirklichkeit seinen Zweck. Dann kann er auch für unsere Schützengemeinschaft Meilenstein werden. Ja- mag er doch auch Meilenstein sein auf dem Weg weiterhin weg von Krieg, Terror, Gewalt und Verbrechen, soll er doch Meilenstein sein auf dem Weg  zu weiterhin dauerhaftem Frieden, Gemeinschaft und Zusammenhalt und soll er doch Meilenstein sein für unseren Bürgerschützenverein  auf dem Weg, die Erfolgsgeschichte unserer jungen freiheitlichen, demokratischen Republik weiterzuschreiben.
Wenn uns das im kleinen Kreise dieses Vereins, darüber hinaus im Bürgerkreise dieser Stadt gelingt, mag es ebenso gelingen für alle Bürger dieses Landes. Und nur so können wir den fast 60 Millionen Kriegsopfern gerecht werden. Wenn wir die Geschichte dieses Rechtsstaates, der uns Unantastbarkeit der Menschenwürde und auch Freiheit garantiert, wenn wir diese Geschichte fortschreiben können im friedlichen Zusammenwirken mit den Völkern der Welt, so nehmen wir die Toten, die Kriegsopfer mit in unser Leben, beziehen sie gedanklich ein und –geben wir Ihnen so nicht auch ein stückweit ihre Menschenwürde zurück, die ihnen durch Verbrechertum so schmälich genommen wurde?  Denken wir darüber nach!  Sinn geben können wir den fast 60 Millionen gewaltsam verwirkten Leben nie.
– wir gedenken unserer Toten
Wir gedenken der Opfer beider Weltkriege und der Opfer die auch in heutiger Zeit durch Terror und Krieg gewaltsam ums Leben kommen. In dieser Stunde gedenken wir besonders auch der Vereinsmitglieder des St. Johanni Bürgerschützenvereins Borken, die seit dem letzten Schützenfest verstorben sind, wir gedenken unserer Schützenbrüder:
 
-         Hans Pellmann
-         Heinz Daum
-         Wienand Geuking
-         Johannes Schroer
-         Joe Bierbaum
-         Willi Haselhoff
-         Rouven Albers
-         Paul Machatschke
-         Ernst Schülingkamp
-         Ewald Stegger
-          
Wir denken an unsere Toten, wir werden sie nicht vergessen, wir beten für sie und schweigen.
Anno 2007: Zur Erinnerung an die Rede zur Kranzniederlegung am Ehrenmal im Stadtpark mit grossem Zapfenstreich, hier die Rede des Präsidenten Jo Bussmann, St.Johanni-Schützen.
Liebe St. Johanni-Schützen,  verehrte Gäste und Zuhörer,
 
Frohe, festliche Schützenfesttage stehen uns bevor. Die Vorfreude auf dieses große Fest bemerkt man in der Stadt seit Wochen. Die Freude auf schöne Feiern drei Tage lang in fröhlicher Gemeinschaft und vor allem auch in guter, alter Tradition.
Tradition – zu gut deutsch – Überlieferung, kann aber nur Bestand haben durch generationsübergreifendes Handeln und Miteinander, durch Weitergabe von verschiedentlichen Werten  an die Nachfahren um diese so auf Dauer zu erhalten. In einer solchen, jahrhunderte alten Tradition stehen wir St. Johanni-Bürgerschützen und so ist es uns Verpflichtung und auch Bedürfnis, die in unser Fest einzubeziehen, die vor uns oder auch mit uns gelebt haben aber heute nicht mehr unter uns sind. So haben wir uns hier versammelt um unserer Toten zu gedenken, von Ihnen zu sprechen, sie gedanklich einzubeziehen in dieses große Traditionsfest.
 
Totengedenken heißt Rückblick, heißt Besinnung und Erinnerung. Heißt Erinnerung an die Menschen, mit denen wir einen Teil unseres Lebens verbracht und gelebt haben, in Familie, Freundes- und Bekanntenkreis oder auch  im Berufs- oder Vereinsleben. Totengedenken heißt Erinnerung an die Menschen, die für jeden von uns in seinem  Umfeld eine Bedeutung hatten für  unsere  ganz persönliche Lebens- und Weltgeschichte.
 
Ein Wort des deutschen Dichters Heinrich Heine lautet:
 
„Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“
 
Ein Satz der nachdenklich stimmt und der auch nachhaltig bewusst macht, dass jeder der Toten –derer wir in dieser Stunde gedenken- in seinem Umfeld Spuren hinterlassen hat. Jeder der Toten, die  in unserer Umgebung gelebt haben, für uns Spuren hinterlassen-, uns geprägt und beeinflusst haben – in welcher Form und wie weitgehend auch immer.
 
Während der Niederschrift einiger Gedanken zu dieser Gedenkstunde im Rahmen unseres Schützenfestes ergeht es mir persönlich immer wieder so, dass ich durchaus in Gedanken verfalle und mich erinnere an die Menschen, die ich in meinem Lebensumfeld durch den Tod verloren habe. Erinnerung wird wach an gemeinsame Gespräche, gemeinsames  Handeln, an Ratschläge oder Hilfestellungen, die man entgegengenommen - oder auch gegeben hat. Erinnerung wird wach an gute oder schlechtere Zeiten, die man gemeinsam durchlebte.
 
In jedem Fall wird bei solcher Besinnung und Erinnerung bewusst, dass all` diese Menschen einen ganz bestimmten Anteil hatten an unserer eigenen und ganz persönlichen Lebens- und Weltgeschichte. Ich denke, jedem in unserer Runde hier wird es genauso ergehen.
 
Tradition ist Überlieferung und heißt damit auch gleichzeitig, Geschichte aufzugreifen, bewusst mit ihr umzugehen und sie fortzuschreiben, sie weiterzugeben.
Für uns als bürgerlicher Schützenverein, -entstanden aus Bürgerwehren, aus Schutzgemeinschaften-, der sich Traditionspflege zur Aufgabe gemacht hat und zu dessen Vereinsinhalten besonders auch die Heimatliebe gehört, für uns heißt Tradition daher auch unweigerlich in dieser Stunde des Totengedenkens  in jedem Fall auch an die Toten der beiden großen Weltkriege zu denken und uns an sie zu erinnern. Millionenfach sind in den Zeiten dieser Kriege Lebens- und Weltgeschichten jäh abgebrochen worden oder aber – sie hatten erst gar nicht recht begonnen. Ebenso millionenfach wurden die individuellen Weltgeschichten der Lebenden, der Hinterbliebenen verändert,  in vielen Fällen ebenfalls zerstört. Diese Kriege zeigen ihre Wirkungen  über Generationen bis heute und auch weiterhin.

Diese Kriege haben die Welt verändert. Schon beim drohenden Ausbruch des ersten Weltkrieges stellte der damalige, englische Außenminister Grey resignierend fest:
 
„In ganz Europa gehen die Lichter aus, wir alle werden sie in unserem Leben nie wieder brennen sehen“.
 
Er konnte zu dem Zeitpunkt nicht ahnen, dass es rund 30 Jahre später in Europa und darüber hinaus erneut- und zwar noch ungleich düsterer werden würde,
Denn besonders der zweite Weltkrieg, der unter anderem die Durchsetzung verheerender Ideologien des Nationalsozialismus zum Ziel hatte, besonders dieser Krieg hat die Welt verändert.
Deutschland hat in dieser Zeit der 30er und 40er Jahre jegliches Anerkenntnis in der Staatengemeinschaft der Welt verloren durch die ungeheuerlichen Verbrechen des NS-  Regimes. Durch deutsche Aggression wurden in die Weltgeschichte unglaubliche Wunden gerissen. Wunden wurden gerissen durch den Tod von zig Millionen Menschen, zig Millionen einzelner Lebens- und Weltgeschichten wurden vernichtet, Wunden wurden gerissen auch in die Lebensgeschichten der Überlebenden, unglaubliche Wunden wurden gerissen in die Existenz ganzer Völker.
Sprichwörtlich heißt es: „Zeit heilt alle Wunden“. Diese Wunden mögen vernarbt sein – ich meine – und ich glaube wir sind uns dessen alle bewusst – heilbar sind sie nicht.
 
Das wir als Nation heute wieder Vertrauen gefunden haben bei den Angegriffenen, den Unterdrückten, bei den auf das schlimmste verwundeten Völkern hat seinen Grund sicherlich nicht nur in hoher Diplomatie und großer Weltpolitik, der Grund dafür besteht sicher auch darin, dass unser Volk auch über 60 Jahre nach Beendigung dieser verbrecherischen Epoche unserer Geschichte verantwortlich damit umgehen. Verantwortlich mit dieser Geschichte umzugehen heißt jederzeit Zeichen zu setzen gegen das Vergessen, sei es durch die Errichtung von Gedenkstätten – wie kürzlich noch geschehen durch die Wiederherrichtung des Konzentrationslagers Flossenbürg in Bayern oder auch durch den Bau der architektonisch umstrittenen Gedenkstätte in Berlin, die speziell dem Völkermord an den Juden in dieser Zeit gewidmet ist.
Aber auch jegliche Aktion im begrenzten Kreis einer Stadt wie unserem Borken trägt dazu bei, den bewussten Umgang mit der Geschichte zu praktizieren. Ich denke an die jährliche Gedenkveranstaltung der Stadt zum Volkstrauertag, die durch die hiesigen Schützenvereine mitgetragen wird. Ich denke an die seit Jahren bestehende, durch entsprechende Vorträge geprägte Veranstaltungsreihe „Gegen das Vergessen“, die durch die SPD-Fraktion im Borkener Stadtrat initiiert wurde und von allen politischen Parteien im Rat mitgetragen und unterstützt wird.
Ich denke an die vor zwei Jahren durch Borkener Schulen initiierte Aktion „Stolpersteine“, die sich ebenfalls speziell mit der Vernichtung, dem Mord am jüdischen Volk widmet.
Und ich denke aber auch durchaus an die Gedenkstunde, die wir jetzt im Moment hier erleben, mit der wir als bürgerlicher Schützenverein die Existenz dieses Ehrenmals für die Toten mit Leben erfüllen. Dieses Ehrenmal gilt zunächst den umgekommenen Kriegsteilnehmern, aber es symbolisiert ebenso die Wunden der Weltgeschichte, die Deutschland verursacht hat.
 
Wunden der Weltgeschichte, die insgesamt annähernd 60 Millionen Menschen ihr Leben gekostet haben, andere haben durch Flucht oder Vertreibung ihre Heimat verloren, wieder andere wurden gewaltsam getrennt durch neue Grenzen, nicht zuletzt durch die Teilung unseres Vaterlandes.

Diese Trennung, diese Teilung – für unser Volk wohl eine der prägnantesten Folgen des zweiten Weltkrieges konnte Gott sei Dank vor 18 Jahren überwunden werden und es wurde wieder zusammengefügt was zusammen gehört. Denken wir doch daran: Wie viele persönliche Lebens- und Weltgeschichten von Menschen wurden durch diese Trennung gewaltsam verändert. Wie viel menschliche Kontakte, Zuneigung -  wie viele Freundschaften – ja ich scheue mich nicht zu sagen: wie viel Liebe blieb durch diese mit Gewalt aufrecht erhaltene Grenze unerlebt. Wie viel davon wäre bis heute unerlebt geblieben, wäre diese Menschen trennende Grenze nicht gefallen.
 
Unendlich viele, weitere Beispiele kennen wir, die belegen wie dieser Krieg die Welt verändert hat und weithin nach seiner Beendigung vor über 60 Jahren weiterhin seine Wirkungen zeigt.
 
Deshalb bleibt die Erinnerung  an die Opfer der Kriege, an die Toten dieser Zeiten auch für die Zukunft unabdingbare Pflicht für eine Bürgergemeinschaft wie unseren Schützenverein. Wir reden –glaube ich- oftmals viel zu leicht von den Millionen Kriegsopfern und sind uns viel zu wenig bewusst, dass hinter jedem einzelnen Opfer eine ganz individuelle Lebens- und Weltgeschichte stand.
 
Denken wir an das Wort von Heinrich Heine:
 
„Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“
 
Und denken wir nur daran – für wie viele einzelne, vernichtete Lebens- und Weltgeschichten steht allein dieses Ehrenmal hinter mir ?
 
Ehrenmale, Kriegsgräberstätten, jegliche Gedenkstätten dieser Art, die an diese Zeiten erinnern, dürfen nie zu reinen Äußerlichkeiten verkommen, deren Bedeutung  nach und nach verschwimmt. Sie gehören gepflegt und in Ehren gehalten so wie es gerade hier in Borken durch die Neugestaltung wiederholt geschieht, denn diese Gedenkstätten erinnern  auch an die Toten, denen kein persönlicher Grabstein - und kein persönliches Kreuz gewidmet ist. Die Existenz jeglicher Gedenkstätte dieser Art gehört mit dem Respekt, mit der Anerkennung und mit der Dankbarkeit der Lebenden erfüllt. Die tiefgreifende Bedeutung solcher Stätten des Gedenkens müssen wir uns immer wieder erneut vor Augen führen.
 
Denn schauen wir uns in der Welt um: Ein Weltfrieden ist nicht in Sicht, vielmehr herrschen überall auf unserem Globus nach wie vor und immer wieder Krisenherde, Krieg, Terror und drohende Gewalt. Das die Lebenden endlich davon ablassen – dazu mahnen die Toten und jegliche Gedenkstätte der Art wie dieses Ehrenmal ist für diese immerwährende Mahnung der Toten ein eindrucksvolles Symbol.
Diese bedeutungsvolle Symbolik von  Gedenkstätten für die Kriegsopfer, insbesondere von Kriegsgräberstätten  beschreibt ein Wort des deutschen Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer nur allzu treffend, ein Satz der beeindruckt – wenn nicht sogar bedrückt.
 
Er lautet:
„Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens und ihre Bedeutung wird immer mehr zunehmen.“
 
Wir gedenken unserer Toten. Wir gedenken der Toten, die in den beiden großen Weltkriegen zu Millionen für sinnlose Ziele gestorben sind. Wir gedenken der Toten, die auch inder heutigen Zeit Krieg und Terrorverbrechen zum Opfer fallen.
Wir gedenken auch der verstorbenen Angehörigen aller hier zu dieser Gedenkstunde Versammelten, die diese Feierstunde mit uns St. Johanni-Schützen gemeinsam würdig und feierlich gestalten.
Wir gedenken ebenso in dieser Stunde  des St. Johanni-Königspaares, das in diesem Jahr sein silbernes Thronjubiläum gefeiert hätte – wir denken an Alfons Kutsch und Tinni Vosskamp.
 
Und wir erinnern uns an unsere Vereinsmitglieder, die seit dem letzten Schützenfest verstorben sind. Wir gedenken unserer Schützenbrüder:
 
Bernhard Menchen,
Winfried Henkel 
Klemens Kreyerhoff
Michael Alke
Dr. Dieter Kettelhack
Fritz Albrecht
Udo Kreß
 
Wir blicken zurück und erinnern uns in dieser Gedenkstunde an unsere Toten. Dazu bitte ich Sie alle um eine  Minute der stillen Besinnung und des gemeinsamen Schweigens.
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März 2024